top of page
Simone Jacob

IST DAS KUNST ODER KANN DAS WEG?




Was ist eigentlich Kunst und wer bestimmt das? Eine Frage, über die ich mir schon oft den Kopf zerbrochen habe. Wann wird ein Werk zur Kunst? Ist es das Können oder reicht eine neue Idee?


Der amerikanische Maler Jackson Pollock, hatte seinen künstlerischen Durchbruch erst, als er zufällig darauf kam, mit dem Pinsel auf die Leinwand zu tropfen statt zu malen. Pollock initiierte etwas Neues. Aber wird das Werk deswegen schon zur Kunst? Andy Warhol, war bereits berühmt, als er seine Studenten anwies, morgens mit voller Blase ins Atelier zu kommen und dort auf die am Boden liegende Leinwand zu pinkeln. Warhols Pipi-Werk hängt heute im Museum Brandhorst in München.

Wenn ICH auf eine Leinwand pinkele oder Farbe tropfe, hält das keiner für Kunst. Also ist es wohl nicht die Idee allein, sondern auch die Person, des Künstlers, die aus einem Werk Kunst macht.

Hat der Künstler eine gewisse Berühmtheit erreicht, scheint es als würde beinahe jedes weitere Werk automatisch als Kunst durch gewunken. Desto ungewöhnlicher, skurriler, dramatischer, geheimnisumwehter der Künstler, umso besser. Künstler fallen oft aus dem Rahmen des Gewöhnlichen und zeigen dem Betrachter mit ihrer Geschichte eine ihm verschlossene, absonderliche Welt. Danach lechzt das Publikum und Kunst braucht Publikum und das Glück von der Kunstszene entdeckt zu werden.


Denn Kunst ist nichts, wen sie niemand kennt. Und manchmal gleitet die Kunstszene in Absurditäten ab, denen ich selbst bei größter Mühe nicht mehr folgen kann.


Ein Beispiel ist der italienische Konzeptkünstler Piero Manzoni. Manzoni füllte 1961 jeweils 30 Gramm seiner eigenen Scheisse in 90 Dosen. Er verkaufte alle Dosen für je 37 US Dollar. Heute stehen sie in verschiedenen Sammlungen. Ihr Wert ist um ein Vielfaches gestiegen. 2008 wurde eine Dose für 132.000 Euro bei Sothebys versteigert.

Auf die Idee zu der Dosen-Aktion kam Manzoni durch seinen Vater, ein Dosenfabrikant, der zu ihm sagte „Deine Kunst ist Scheisse“. Nicht nur, dass dieser Ausspruch fiel über das gestörte Verhältnis zwischen Vater und Sohn sagt, es zeigt auch wie banal die Idee zur Dosenscheisse war. Brauchen wir das wirklich? Ist das Kunst? Gehört Manzonis Scheisse ins Museum? Sicher gibt es auch hier sogenannte Kunstkenner, die argumentieren, dass Manzonis Idee großartig war und er mit dieser Aktion die Kunstwelt revolutioniert hat.

Mir fällt zur „Scheisse in Dosen“, die Geschichte von Hans-Christian Andersen „Des Kaisers neue Kleider“ ein.

Das Märchen handelt von einem Kaiser, der sich von zwei Betrügern für viel Geld neue Gewänder weben lässt. Sie sagen ihm, dass die Kleider so fein und edel seien, dass sie nur ein wahrer Kenner sehen könnte. Tatsächlich aber steht der Kaiser völlig nackt da. Da er aber unsicher ist und nicht dumm erscheinen möchte, sagt er nicht, dass er die angeblichen neuen Kleider nicht sehen kann. Und so kommt es, dass er vollkommen nackt vor sein Volk tritt. Auch sein Volk traut sich nicht die Wahrheit zu sagen und lobt die schönen neuen Kleider des Kaisers. Nur ein kleiner Junge, dem es egal ist was die anderen von ihm denken, spricht die Wahrheit aus und sagt, dass der Kaiser gar keine Kleider an hat, sondern nackt ist.

In dieser Geschichte geht es um die unkritische Akzeptanz gegenüber Autoritäten, die so weit geht, dass selbst die offensichtliche Wahrheit nicht ausgesprochen wird. Nämlich, zum Beispiel, dass Scheisse in Dosen keine Kunst ist, sondern einfach nur Scheisse.
Ein berühmter New Yorker Galerist sagte in einem Interview der BBC zum Thema „Was ist Kunst?“, dass es Kunst an sich nicht gebe. Ein Objekt werde erst dann zur Kunst, wenn sich ein Mensch findet, der bereit ist eine große Summe Geld dafür zu zahlen. Es wird daraus geschlossen, wenn jemand so viel Geld für ein Werk ausgibt, es auch Kunst sein müsse. 


Dieser Gedanke wird noch potenziert, wenn das Werk in einem Museum hängt. Den Menschen wurde beigebracht, dass was in Museen Kunst hängt, ist Kunst. Es ist abgesegnet und wird praktisch nicht mehr in Frage gestellt. Vielen geht es sicher ähnlich wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Sie trauen sich nicht ihre ehrliche Meinung zu sagen.

Doch wer entscheidet welches Werk ins Museum darf? Die Entscheider sind ein kleiner, elitärer Kreis, die sich Experten nennen und scheinbar Kunst von Nichtkunst unterscheiden können. Sie haben die wahre Macht Künstler und Kunstwerke zu erschaffen.

Ihre Entscheidungskriterien haben neben Fachkenntnis auch viel mit Mode, Zeitgeist, Geschmack, Zufall, Politik, Eitelkeiten, Macht und Einfluss z.B. durch Geld zu tun. Wie könnte es sonst sein, dass unzählige Künstler, in ihrer Zeit erfolglos und ihre Werke nichts wert waren, sie aber Jahre später, oft erst nach ihrem Tod zur Kunst erhoben wurden. Erst keine Kunst, dann Kunst?! Wie geht das? Ist Kunst nicht immer Kunst? Auch wenn sie erfolglos ist oder wird sie erst, wie der Galerist in der BBC- Dokumentation sagt, durch die Bewertung der anderen zur Kunst?


Kunst kann demnach nie ohne Betrachter ohne ein Feedback zur Kunst werden.

Beispiele für Künstler, deren Werke zu Lebzeiten nicht besonders geschätzt waren sind Henri Rousseau und Vincent Van Gogh.



Auch heute leben viele Künstler in Armut und überleben nur mit Nebenjobs. Nicht umsonst ist die erste Frage, die einem Künstler oft gestellt wird, „Und kannst du davon leben?“ Nein, meistens können sie es nicht.

Wenn ein Künstler heute erfolgreich sein will, muss er aus sich und / oder seinen Werken eine „Marke“ mit einem hohen Wiedererkennungswert machen. Künstler werden heute wie Popstars gehandelt.

Desto mehr Skandale und Mythen sie umwehen, umso teurer verkaufen sich ihre Werke. Das Talent tritt dabei oftmals in den Hintergrund. Der Zuschauer möchte vorrangig unterhalten werden und dazu gehört auch die Vergötterung des Künstlers.

Das Publikum und dessen Sicht auf die Arbeit des Künstlers ist durch dessen Person beeinflussbar. in dem hervorragenden Buch „Die gleißende Welt“ von Siri Hustvedt, geht es genau um dieses Thema.

Künstler wie Jeff Koons, Salome, Rainer Fetting, Werner Büttner, Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Richard Prince verstanden es die Psychologie des Kunstmarktes für ihren ökonomischen Erfolg zu nutzen. Sie wussten, ohne ordentliches Marketing wird der große Erfolg als Künstler vermutlich ausbleiben.

Denn ohne Publikum wird selbst das wundervollste Bild keine Berühmtheit und keinen guten Preis erlangen.

Manchem mag das, was ich hier schreibe zynisch erscheinen. Das mag wohl sein, aber das musste einfach mal raus.



149 Ansichten0 Kommentare

留言


recent posts
bottom of page