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  • Simone Jacob

GRAUE HAARE LIEBEN LERNEN


PHOTO BY Roman Kuhn

Viele Frauen entdecken – wie ich – mit Anfang 40 die ersten grauen Haare. Damals konnte ich mein tatsächliches Lebensgefühl noch nicht mit diesen ersten Altersboten in Einklang bringen. Bis Ende Vierzig versuchte ich daher mein blondes Haar durch blonde Strähnchen und das Nachfärben des Ansatzes zu erhalten. Monatlich! Das ging ins Geld und ruinierte mit der Zeit auch mein Haar. Es wurde spröde, leb- und glanzlos.

So um meinen 50. Geburtstag herum fing ich an mich mit meinen grauen Haar und dem was sie für mich bedeuten, auseinander zu setzen. Wovor hatte ich Angst? Macht „grau“ wirklich alt und hässlich? Wollte ich mich weiter unreflektiert einem Vorurteil beugen? Warum sollten graue Haare bei Männern interessant und distinguiert und bei Frauen fad und unsexy aussehen. Ich fand es war an der Zeit zu meinen grauen Haaren und auch zu meinem Alter zu stehen.

Ich schnitt meine Haare kürzer – etwa kinnlang – ließ den Ansatz heraus wachsen und setzte nur ein paar blondierte Strähnchen dazwischen, um das silbergraue mit dem blonden Haar optisch zu verbinden.


Trotzdem, die Übergangszeit war nicht einfach. Aber ich hatte mich entschlossen und mir fest vorgenommen durchzuhalten.

In dieser Zeit gab es natürlich viele gutgemeinte Ratschläge von Freunden, die meinten, grau würde mich optisch um zehn Jahre altern lassen. Als ich dann aber nach ca. eineinhalb Jahren (16 cm Haarwachstum), endlich ganz ans graue Ufer gewechselt hatte, bekam ich immer mehr Komplimente. Tatsächlich wurden meine Haare nicht grau, sondern silberblond. Der Rest meiner blonden Haare mischte sich wunderbar mit den neuen weißen Strähnen. Manche fragten sogar, welcher Friseur mir diese tolle Haarfarbe gemacht habe.




Doch wie reagierten die Männer auf meine Veränderung? Denn letztlich sind es ja die Männer und nicht die Frauen, für die wir attraktiv und sexy aussehen wollen. Zu meiner Überraschung bekam ich mit meiner silbergrauen Mähne sogar mehr Komplimente als früher.

Nur einmal hatte ich einen Rückfall von grau zu blond: Wegen eines Model-Jobs für eine Haarpflege-Firma, musste ich mir die Haare blond färben lassen. Die Firma versprach mir hoch und heilig, dass die blonde Farbe nach fünf Mal waschen wieder ganz raus wäre. Eine Lüge! Ich musste wieder eineinhalb Jahre warten, bis auch das letzte Blond heraus gewachsen war. Das war schrecklich!


Blond! Das war ich nicht mehr. Ich sah langweilig, beliebig, nett aus, aber eben nicht mehr wie ICH! Denn auch meine Seele war mittlerweile „silber“ geworden. Älter, reifer, selbstbewusster!

Sogar die Farben meiner Kleidung sahen mit meinen silbergrauen Haaren besser und lebendiger aus. Ich kann daher nur jeder Frau, die an der Schwelle zu grauen Haaren steht, empfehlen:

Go for grey, go for silver!

Es lohnt sich…..Und das Tolle ist, dass jede Frau, ausgehend von ihrem Ursprungshaar, eine ganz eigene, neue Haarfarbe entwickeln wird. Denn grau ist nicht gleich grau. Von schwarzgrau über braungrau bis silberblond und weiß ist alles drin.

Hier noch ein paar Infos: warum Haare überhaupt grau werden: Die Produktion des Pigments Melanin lässt im Alter nach. An der Haarwurzel liegen Zellen, die sogenannten Melanozyten. Sie bilden Melanin. Das Melanin lagert sich in den Hornschichten der Haare ab und gibt den Haaren ihre Farbe. Mit zunehmendem Alter stellen die Melanozyten jedoch ihre Produktion ein. Das fehlende Melanin wird durch Luftbläschen ersetzt. Das Haar wird weiß. Da nicht alle Haare gleichzeitig weiß werden und sich mit den Haaren in der ursprünglichen Farbe mischen, erscheint das gesamte Haar anfangs grau. Es gibt also an sich also kein graues sondern nur weißes Haar.

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